Trampolinturnen
Trampolinturnen - beeindruckend und anspruchsvoll! So könnte man diese Sportart wohl am besten beschreiben. Ob bei Wettkämpfen oder Showvorführungen, jeder hat schon mal einen aktiven "Trampoliner" springen sehen und dabei wahrscheinlich nicht schlecht gestaunt. Natürlich fängt niemand mit dem Doppelten Salto, Barani, oder Schrauben an aber mit etwas Ehrgeiz, Talent und Spaß an der Sache ist man schon in jungen Jahren schnell dabei. Nicht zuletzt durch das Aufkommen von Gartentrampolinen und dem Jumphouse ist das Trampolinspringen wieder in aller Munde. Aber Achtung; einen echten Trampolinturner kann das nur schwer beeindrucken, denn wer einmal auf einem richtigen Sporttrampolin gesprungen ist, der kennt den Unterschied. Bei einer extremen Federkraft und einer Sprunghöhe von bis zu neun Metern gelten andere Gesetze, weshalb Sicherheitsmaßnahmen unverzichtbar sind. Daher wird das große Trampolin beim Training und bei Wettkämpfen an beiden Seiten mit Weichbodenmatten und rechts/links mit kleinen Matten abgesichert. Bei komplexen Sprüngen nutzt der Trainer zudem eine "Schiebematte" um eine weichere Landung zu ermöglichen sowie Zuglogen, die an der Hallendecke befestigt sind.
Wettkampfverfahren
Eine Übung auf dem Trampolin umfasst zehn Sprünge, was zehn Tuchberührungen entspricht. Erlaubt sind Landungen auf beiden Füßen, im Sitzen (Sitzlandung), auf dem Rücken (Rückenlandung) oder auf dem Bauch (Bauchlandung).
Die Haltungsnoten werden von fünf Kampfrichtern bestimmt, wobei der höchste und niedrigste Wert gestrichen wird. Die verbleibenden drei Noten ergeben somit die Haltungsnote. Außerdem wird bei jeder Übung der Schwierigkeitswert ermittelt, wofür wiederum ein bis zwei Kampfrichter zuständig sind. Der Höchstwert beträgt zehn Punkte; d.h. für eine Traumübung mit zehn perfekten Sprüngen können die TurnerInnen zehn Punkte bekommen. Von diesen Punkten werden Haltungsnoten abgezogen, z.B. für nicht gestreckte Füße, Arme und Beine.
Beim Wettkampf wird unterschieden in Pflichtübungen und Kürübungen. Pflichtübungen sind zehn-teilige Übungen mit vorgegeben Elementen, es gibt also keine Variationen. Kürübungen hingegen können aus zehn beliebigen Sprungelementen kombiniert werden, wobei ein möglichst hoher Schwierigkeitsgrad mit der bestmöglichsten Ausführung kombiniert werden soll.
Ein Wettkampf hat im Normalfall drei Durchgänge; (1) die Pflichtübung, bei der nur die Ausführung gewertet wird, (2) die Kürübung, bei der Ausführung und Schwierigkeit gewertet wird und (3) das Finale, in dem nur die besten zehn TurnerInnen aus den vorherigen Durchgängen eine zweite Kür zeigen.
Neben dem Einzelwettkampf können die TurnerInnen auch zu zweit im Synchronspringen antreten. Dabei turnen die SportlerInnen auf zwei nebeneinander stehenden Trampolinen exakt die gleiche Übung und es wird neben der Ausführung und Schwierigkeit auch noch die Synchronität bewertet. Sehr sehenswert! :-)
Berechnung der Schwierigkeit
Die Schwierigkeitsberechnung beim Trampolinturnen ist eine Wissenschaft für sich, was wiederum die Komplexität und den Anspruch der Sportart zeigt. Jeder Sprung bekommt einen eigenen Schwierigkeitswert, der durch die Anzahl der Rotationen um die Körper-Längsachse (Schrauben) und die Körper-Querachse (Salto) bestimmt wird. So erhält der Athlet z.B. je 1/2-Schraube 0,1 Punkte und je 1/4-Salto ebenfalls 0,1 Punkte. Für jede volle 360 Grad Salto-Rotation und für jeden Salto in gebückter oder gestreckter Ausführung gibt es außerdem einen Bonus von 0,1 Punkten.
Trampolinturnen in Norddeutschland
Da die Anschaffung eines Trampolins, ähnlich wie beim Röhnrad, sehr kostspielig ist, können vergleichweise wenige Vereine diese Sportart anbieten. Ein Verein, der dies seit Jahrzehnten erfolgreich tut, ist der TST Satrup. Neben wöchentlichen Training für verschiedene Leistungsklassen, veranstaltet der TST Satrup seit 1991 den größten internationalen Wettkampf im Trampolintunen, den Ostseepokal. Bei diesem Wettkampf kommen jährlich bis zu 400 aktive "Trampoliner" zusammen und verbringen ein Wochenende zwischen Matten und Tüchern. Eine tolle Veranstaltung, die man unbedingt ein Mal gesehen haben muss!
Infos, Fotos und Ausschreibungen zum Ostseepokal findet Ihr HIER.
Barani, Rudi & Co.
Zu letzt noch ein bisschen Terminologie für diejenigen, die beim Zugucken mal was Schlaues sagen möchten ;-)
- Barani: ein Salto vorwärts mit halber Schraube
- Rudi: ein Salto vorwärts gestreckt mit 1 1/2 Schrauben
- Fliffis: ist ein Doppelsalto vorwärts mit 1/2 Schraube am Ende des zweiten Salto
- Baby-Fliffis: 5/4 Salto vorwärts mit 1/2 Schraube aus dem Rücken
- Cody: 5/4 Salto rückwärts aus dem Bauch zum Stand
- Halb-ein halb-aus: Doppelsalto rückwärts mit 1/2 Schraube im ersten und 1/2 Schraube im zweiten Salto
- Muffel: ¾ Salto rückwärts aus dem Rücken zum Stand bzw. aus dem Rücken Salto rückwärts zum Rücken
- Quatriffis: Vierfachsalto mit 1/2 Schraube im letzten Salto
Der Quatriffis B (gebückte Ausührung) ist der Sprung mit der bisher höchsten je in einem Wettkampf gesprungenen Schwierigkeit!